Tontechnik

Auch Schätze historischer HiFi-Technik brauchen hin und wieder etwas Pflege, um nicht eines Tages den Dienst zu versagen.

 

Viele HIFI-Freunde erfreuen sich noch heute am Klang ihrer

Klassiker

solch legendärer Hersteller wie TANDBERG, REVOX-STUDER oder NAKAMICHI. Diese einst recht teuren Geräte waren für die Ewigkeit gebaut und gehen praktisch nie kaputt. Aber auch diese Glanzstücke norwegischer, schweizer oder japanischer Ingenieurskunst brauchen hin und wieder etwas Pflege. Irgendwann fangen die Regler an zu kratzen. Dagegen nutzte auch eine vollständige Kapselung nichts, denn Schleifer und die damals noch übliche Kohlebahn erzeugen auch im dichten Regler Abrieb. Den bekommt man mit mehr oder weniger Aufwand wieder herausgewaschen. (Manchmal müssen die Regler ausgebaut oder sogar geöffnet werden.) Auch die Antriebsriemen und Glühlampen machen nach vier oder fünf Jahrzehnten schon mal schlapp. Schmierstoffe in Lagern werden fest und im schlimmsten Fall gibt´s dann mal Bandsalat. All diese Probleme kann die Medienwerkstatt vonthile-av lösen. Riemen, Lampen und ähnliches sind auch für so alte Geräte noch zu bekommen. Wenn so eine „Wartung“ oder „Durchsicht“ ansteht, werden Riemen und Lampen komplett getauscht.  Es hat wenig Sinn, für eine Lampe, die mit Aus- und Einlöten 5€ kostet, nach ein paar Monaten noch einmal das ganze Gerät zu zerlegen.

Die oben genannten Marken zeichnen sich auch dadurch aus, daß sie keine speziellen elektronischen Bauelemente verwenden. Dadurch kann man im Falle eines defekten Transistors, Schaltkreises o.ä. auf verfügbare Äquivalenztypen zurückgreifen. Bei großen Herstellern mit eigener Schaltkreisentwicklung wie SONY, MATSUSHITA (PANASONIC), JVC, TECHNICS, PIONEER, aber auch DENON und MARANTZ kommen teilweise Schaltkreise zum Einsatz, die für nur eine Typreihe gebaut wurden. Wenn beispielsweise bei einem TECHNICS-Plattenspieler mit Direktantrieb der Mikroprozessor durchgebrannt ist, hat man keine Chance einen neuen zu besorgen. Das ist dann einer der seltenen Fälle, wo es „Geht nicht“ eben doch gibt.

Gleiches gilt z.B. für Uhren oder Radiowecker, die die Zeit noch mit Fallklappen anzeigten. Wenn dort der Synchronmotor hin ist, ist es vorbei.

Viel bessere Erfolgsaussichten haben Geräte aus der DDR. Sie wurden gerne zur Jugendweihe verschenkt und waren damals durchaus auf dem Stand der Technik. Vielfach hängen auch heute noch Erinnerungen daran oder man möchte sie nicht entsorgen, weil sie mal richtig teuer waren. Aber auch diese Teile hatten eine hohe Lebenserwartung. Schließlich konnte man sich in der DDR nicht alle Nasen lang was Neues kaufen und Neckermann hätte auch gemeckert, wenn die Qualität nicht gestimmt hätte. So beschränken sich die Fehler auf ausgeleierte Riemen, kratzende Regler und feste Lager. Diese allerdings wieder freizubekommen kann etwas zeitaufwendig sein. Milde Lösungsmittel und Kriechöle müssen sich ohne zusätzliche Kraftaufwendung langsam durch die verkrusteten Schichten hindurcharbeiten und ständig nachdosiert werden. Ich hatte in meiner mehr als vierzigjährigen Berufspraxis noch kein DDR-Gerät, welches  auf natürlichem Weg in einen irreparablen Zustand geriet. (Verbrauchte Bildröhren mal ausgenommen.)  Gleiches gilt auch für Lautsprecherboxen, in denen Lautsprecher von (VEB) Musikelektronik Geithain verbaut wurden. Haben Sie welche, behalten Sie diese. Besseres werden Sie kaum bekommen, außer eben von Musikelektronik Geithain. Die Firma gibt es immer noch und baut Referenz- und Regielautsprecher für ARD, ZDF, große Musikstudios und andere. Ich verfolge die Entwicklung seit etwa 1993 und hielt es nach jeder neuen Serie für unmöglich, daß die klanglich noch zu übertreffen sei.  Aber irgendwie haben die es doch immer wieder geschafft. (Ich persönlich möchte die allerdings nicht haben, denn man hört jede Schlamperei, die die Tonmeister bei den Aufnahmen gemacht haben. Aber dazu sind es ja auch Referenzboxen.)

Gelegentliche Sorgen machen Videorecorder. Wenngleich damit auch kaum noch einer das Fernsehprogramm mitschneidet, so sind doch häufig umfangreiche Sammlungen von Filmen oder Familienerinnerungen vorhanden. Und wenn der Recorder eines Tages kein Bild zeigt, die Kassette nicht mehr ´rausgibt oder gar Bandsalat macht, ist Hilfe nötig. Häufige Fehlerursache sind hier Haarrisse in den Plastik-Getriebeteilen. Gelegentlich bekomme ich noch Originalteile aus den USA, wo der Vorrat auch zur Neige geht. Erschwerend kommt dann dazu, daß viele amerikanische Händler nicht nach außerhalb versenden und der Einkauf über einen Mittelsmann erfolgen muß. Zusammen mit der aufwendigen Recherche können so schon mal einige Wochen Wartezeit zusammenkommen. Bei Rissen in Plastikteilen muß oft die Trickkiste helfen, denn die Risse einfach zukleben funktioniert nicht.  Wegen der wirkenden Kräfte gehen die sofort wieder auf. Aber fast immer kriege ich das hin und Sie haben noch viel länger Freude am Gerät als die zwei Jahre Garantie.

Übrigens: sollte ein Kunststoff- Teil überhaupt nicht mehr zu bekommen sein, wird es nach Möglichkeit nachkonstruiert und mittels 3-D-Druck neu hergestellt.

An dieser Stelle noch eine Warnung an alle, die glauben, zur Reinigung schon selbst etwas beitragen zu können:

Kontaktspray hat in solchen Geräten NICHTS zu suchen; weder in Reglern noch in Schaltern. Das Spray hinterläßt einen öligen Film, der sich im Laufe der Zeit  mit Staub und Abrieb zu einer klebrigen Pampe vermischt und nach einem anfänglichen scheinbaren Erfolg alles nur noch viel schlimmer macht. Kontaktspray reinigt nicht, es löst Korrosionen. Die aber bleiben dann meist auch da, wo sie gelöst wurden. Von Schalterkontakten bekommt man das Gemisch vielleicht wieder weg, aus gekapselten Reglern nicht. Überlassen Sie also lieber dem erfahrenen Profi die Wahl des richtigen Reinigungsmittels, damit der Ärger nicht schon nach ein paar Monaten wieder losgeht.

Zeigt sich also Ihr Liebling, aus welcher Epoche auch immer, mal pflegebedürftig  – bei mir ist er in guten Händen.